Websites und Email-Marketing: Interview mit Alex Wiethaus

 

Websites und Email-Marketing: Interview mit Alex Wiethaus

Interview-Reihe Folge 3: Im Online-Bereich tätige Selbständige beantworten meine Fragen rund um Websites. Mit meinen Gesprächspartnern blicke ich jeweils aus ihrer fachlichen Perspektive auf Websites für Klein- und Einzelunternehmerinnen.

Diesmal aus der Sicht von Email-Marketing-Profi Alex Wiethaus von emailmarketinghelden.de. Für Alex ist Email-Marketing weder tot und noch ein Nischenthema. Sondern das wichtigste Marketing-Instrument überhaupt - und das Bindeglied zwischen Content Marketing und Social Media. Er zeigt seinen Kunden, wie sie mit automatisiertem Email-Marketing Interessenten und Fans zu Kunden machen.

Mir ist aufgefallen, du verwendest das Wort ‘Newsletter-Marketing’ nirgendwo in deiner Kommunikation. Wieso?

Das Thema Newsletter ist für mich eigentlich ein kleinerer, weniger wichtiger Teil von Email-Marketing. Deshalb verzichte ich auf den Begriff. Aber auch, weil er ein bißchen verpönt ist.

Einen Newsletter kriegen die Leute, die zu einem bestimmten Punkt gerade auf deiner Liste sind. Ein Beispiel: Montags um 10:00 Uhr geht immer dein Newsletter raus. Meldet sich jemand am Dienstag zu deinem Newsletter an, kann er das Mail vom Vortag nicht lesen.

Die andere Möglichkeit ist die Email-Automatisierung. Da meldet sich jemand bei dir an und kriegt automatisch dein Email oder eine ganze Sequenz von fünf Stück zB. Und die kriegt jeder, der sich anmeldet, egal wann.

Das ist das eigentliche Email-Marketing: jemanden frisch in die Liste reinholen und ihn mit einer gewissen Anzahl von Emails zum Kunden machen.

Schreibst du dann überhaupt noch Newsletter?

Ja. Ich versuche, so circa alle 10 Tage einen Newsletter rauszuschicken. Mein Fokus und der meiner Kunden liegt aber mehr auf der Automatisierung. Dass wir den Leuten helfen, die frisch reinkommen. Je länger jemand in der Liste ist, der nie gekauft hat, desto unwahrscheinlicher wird es, dass er irgendwann noch kauft.

Weil es ist so: Wenn du dich frisch für ein Thema anmeldest, zB für den Website-Bau, bist du hochgradig an dem Thema interessiert. Und sagen wir mal, drei Monate später, hast du schon die Tipps gefunden, die du brauchst. Oder vielleicht hast du jemanden gefunden, der dir dabei hilft. Vielleicht sagt du aber auch ‘Ach Website, verschieben wir nochmal zwei, drei Jahre’.

Das ist der Grund, wieso man die ‘frischen’ Leute mit einer guten Email-Sequenz gleich abholen sollte. Deshalb fokussiere ich mich nicht so sehr auf Newsletter.

Was ist deine Definition von Email-Marketing und wie bist du auf das Thema gekommen? Und wieso ‘Liebe’ und wieso ‘Helden’?

Ich habe früher bei meiner Arbeit in verschiedenen Firmen festgestellt, dass es dort immer Knappheit an Neukunden gab, nie aber zB bei der Auslastung der Maschinen. Bei mittelständischen Unternehmen hat man das dann mit dem Vertrieb gelöst. So ist das Interesse am Thema bei mir entstanden.

Ich hab auch irgendwann verstanden, dass Email-Marketing das demokratischste Tool ist, das man im Online Marketing haben kann. Auf Facebook sehen ja nicht alle deine Sachen, weil der Algorithmus es einschränkt. Hast du eine Liste aufgebaut, kannst du allen Leuten auf der Liste deine Emails schicken. Ein Abonnent hat sich aktiv dafür entschieden, dass er von dir Emails kriegt.

Das ist auch eine große Verantwortung. Und da kommt das Thema ‘Liebe’ ins Spiel. Einzelunternehmer, Selbständige und Solopreneure haben ja viel mehr Chancen, mit ihrer Persönlichkeit zu glänzen. Viel mehr als eine große Firma wie zB. Zalando. Ich möchte Menschen zeigen, dass man das mit Begeisterung und mit Liebe machen kann.

Wo in deiner Marketing-Strategie und in deinem Verkaufsprozess steht deine Website?

Eine Website ist eine Zwischenstation, aber nie das Ziel.

Mit der Website hab ich die Möglichkeit, die Leute abzuholen. Zum Beispiel in Form eines Geschenks, dem sogenannten Freebie. Hat jemand ein aktuelles Problem, kommt er auf deine Website und kriegt dort zB. eine Checkliste. Damit hat der dann eine Problemlösung von mir gekriegt. Eine Website sollte eine Zielorientierung haben und so viele Menschen wie möglich abholen.

Wie kommen die Leute auf deine Liste?

Ich habe Landingpages, die entweder über’s Menü zu sehen sind oder nicht. Mit meiner Website bringe ich die Leute ins Email-Marketing rein. Die Leute, die bei mir auf Facebook oder Instagram sind, bekommen zielgerichtete Angebote von mir. Und ich schicke sie auf meine Landingpages weiter. Ich würde mit meinen Marketingmaßnahmen die Leute nie auf emailmarketinghelden.de schicken, sondern immer auf emailmarketinghelden.de/starterguide .

Siehst du die Landingpage als Teil deiner Website?

Ja. Ich hab meine Landingpages mit Wordpress gebaut. Die Salespages sind aber ohne Menü, also ohne Header und Footer-Bereich. Damit die Leute zielgerichtet etwas tun, daher gibt es keine ausgehenden Links (bis auf Impressum und Datenschutz). Derjenige, der auf die Landingpage geht, weiß nicht unbedingt, dass er auf meiner Website ist.

Es gibt Online-Unternehmer, die sagen, sie kommen ohne Website aus. Könntest oder würdest du auf deine Website verzichten wollen? Weil du sagst, dir reichen die Landingpages und dein Social-Media-Auftritt?

Eine Landingpage ist Teil der Website finde ich. Das ist die Abgrenzung schwierig. Den klassischen Online-Auftritt brauche ich bei meinem Modell persönlich nicht. So mit 'Hier sind meine Kunden, meine Referenzen …’ Aber generell ist es sinnvoll, einen Punkt zu haben, wo die Leute dich nochmal finden.

Gründer brauchen für einen Markttest zum Beispiel nicht unbedingt eine Website. Da reicht zu Beginn vielleicht eine Facebook-Gruppe, um dort ein Angebot zu platzieren. Aber generell ist eine Website für jeden Selbständigen sinnvoll.

Worauf sollen sich Selbständige konzentrieren, die weder Website noch Email-Automation haben? Ich sage natürlich: die Website ;) Ich bin Content-Fan und habe am Beginn gebloggt, um Leute auf meine Website zu ziehen. Dort konnten sie sich dann in eine Liste eintragen. Wie siehst du das?

Bevor du nicht weißt, mit wem du sprichst, wer deine Zielgruppe ist, bringt dir weder eine Website noch Email-Marketing irgendetwas. Weil, wenn du die Zielgruppe nach ein paar Monaten wechselst, hast du beides umsonst gemacht.

In dem Moment, wo du die Zielgruppe kennst, musst du eine Seite aufbauen, mit der du deine Abonnenten mit deinen Argumenten einsammelst. Also, das eine geht nicht ohne das andere.

Ich würde ab dem Moment, wo du deine Zielgruppe kennst, aber sofort mit Email-Marketing starten. Damit du deine Liste aufbauen kannst. Wenn du einen neuen Blogbeitrag gemacht hast, kannst du eine Email schreiben und sagen, ‘Hier ist der neue Blogbeitrag’. Es gehen ja nicht alle auf die Blogseite und schauen, ob es etwas Neues gibt. Die wollen oft abgeholt werden. Und das geht sehr gut mit Emails.

Wie garantierst du das reibungslose Zusammenspiel zwischen Website und Email-Marketing?

Die Frage ist, was ist für dich oder für die Kunden die höchste Priorität? Mein Ansatz ist, die Email-Liste als Herzstück zu betrachten. Dort gibt’s die krassesten Inhalte und den größten Mehrwert. Hab ich das verstanden und alle Kanäle - die FB-Gruppe etc. - laufen auf mein Email-Marketing hin, dann habe ich dadurch zwangsweise den meisten Gewinn und Erfolg. Weil ich mit einer Mail mit einem einzigen Knopfdruck theoretisch die Leute begeistern und vielleicht zu Kunden machen kann.

Leute mit einem akutem Problem sollte ich mit meiner Website dazu bringen, sich zur Liste anzumelden. Also, ich muss denen ganz genau erklären, wie mein ‘Freebie’ das akute Problem lösen kann.

Ich denk da in Etappen:

  1. Zuerst einmal die Leute auf die Seite bekommen.

  2. Dann zu überlegen, wie ich die Seitenbesucher auf die Liste bekomme.

  3. Dann die Leute auf der Liste hin zu mehr Engagement, also zu mehr Interaktion, zu mehr Miteinander bringen.

  4. Und dann die, die mit mir interagieren, die Interessierten, zu Kunden machen.

Welche Fehler werden beim Email-Marketing am häufigsten gemacht, vor allem in Bezug auf die Website?

Den Newsletter anpreisen. Es gibt nur eine harte Fanbase, die sagt, ‘Ich will deinen Newsletter bekommen’. Gerade bei einer jungen Zielgruppe würde ich das Thema Newsletter vermeiden. Weil da verbindet man das Thema mit Spam, Werbung und nervigen Sachen.

Und: Eine ‘Do-not-reply-Email-Adresse’ für den Versand verwenden. Das machen vor allem große Unternehmen. Diese Firmen wollen keine Antwort haben.

Aber das Wichtigste für uns Einzelunternehmer ist neben dem Kauf, dass die Leute mit uns interagieren. Ich möchte gerne viele Antworten haben! Ich würde daher nie eine info@- oder eine kontakt@-Email-Adresse nutzen. Ich würde immer einen Namen wählen, damit die Leute sofort wissen, wer dahinter steckt.

Was sind für dich No-Go’s auf einer Website?

Diese uralten Seiten mit ASCII-Codes, mit so blinkenden Elementen. Die gibt’s da draussen noch. Man kann Kunden auch mit häßlichen Seiten gewinnen, klar. Aber man sollte heutzutage bestimmte Stilvorgaben beachten.


Du hast auf deiner Website kein Pop-up. Sind für dich Pop-Ups auch ein No-Go?

Pop-ups sind eine gute Möglichkeit, Leute zu gewinnen. Sie nerven viele Leute, ja. Aber macht man es cool und clever, dann sind diese Exit-Intent-Popups ideal. Oder auch die Pop-Ups, die von der Seite reinfliegen.

Und gerade für den Fall, dass man nochmal ein anderes kostenloses Angebot hinterher schiebt, sind sie ideal: Man kann sagen, ‘ … wenn dich das nicht interessiert, hab ich hier nochmal was anderes für dich …’.

Was sind deine favorisierten Email-Marketing-Systeme für Einzel- und Kleinunternehmer?

Früher hätte ich Mailchimp gesagt. Weil da ging mit der kostenloses Version sehr viel. Aber leider haben die das seit Frühjahr 2019 ziemlich beschnitten. Da kann man in Bezug auf Automatisieren gar nicht mehr viel Großartiges machen. Will man die vollen Potentiale von Mailchimp nutzen, muss man im Monat mit circa 10 Dollar rechnen. Das ist okay und damit kann man dann was machen.

Für den gleichen Preis kriegt ich aber auch Active Campaign. Daher favorisiere ich das derzeit in den meisten Fällen. Das ist anstrengender und man hat eine höhere Lernkurve. Die ganzen bekannteren Online-Marketer nutzen Active Campaign. Es ist meiner Meinung nach derzeit weltweit das System mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Du kannst alles automatisieren und jeden Schritt individuell gestalten. Das ist wirklich schön. Du kannst es auch auf Deutsch einstellen, das ist für viele Nutzer wichtig.

Wer keinen Bock auf die ganze Technik samt Lernkurve hat, dem rate ich zu Convert Kit. Das ist ein Startup aus Amerika. Damit schreibst du Emails so, also ob sie direkt von Outlook kommen. Ein sehr einfaches, aber mächtiges Tool, auch für’s Automatisieren.

Was würdest du einem Einsteiger empfehlen, der Ausschau nach einem Gratis-Tool hält?

Da würd ich eher Mailchimp in der Gratisversion empfehlen. Dann hast du halt nur eine Liste und keine Automatisierung für den Start.

Oder du entscheidest dich dafür, zehn Dollar pro Monat bzw. 120,- pro Jahr zu zahlen. Das kannst du ruhig investieren, wenn du testen willst, das ist nicht so viel.

Active Campaign kannst du 14 oder 28 Tage testen und danach weißt du ja, ob es passt.

Oder halt mit Mailchimp kostenlos und mit Einschnitten leben.

Welche Erwartungen hast du als Online Unternehmer an dein Website-Tool?

Ich komm mit dem ganzen technischen Kram gut zurecht, ich kann das alles, HTML, CSS etc. Aber ich möchte das nicht. Ich möchte mich auf mein Marketing konzentrieren, da gibt es an vielen Stellen viel zu basteln! Und die Seite sollte gut laden. Meine Seite ist sehr langsam geworden und das regt mich tierisch auf.

Wo finden wir dich?

Auf meiner Website und auf Facebook in meiner Email-Marketing-Helden Gruppe. Dort gibt’s ganz viel für die akute Hilfe.

Herzlichen Dank für das Gespräch!