Webtexte: Die richtigen Worte finden

 

Webtexte: Die richtigen Worte finden

‚Wenn ich mal weiß, wie ich schreiben soll, kann ich schreiben.’ hab ich schon ein paar mal gehört. Okay, dann versuch’ ich’s mit einer Anleitung.

Das gleich vorweg: Es gibt nicht die eine richtige Art einen Text zu schreiben. Verschiedene Text-Variationen führen zum selben Ziel. Jeder hat seinen eigenen Stil. Dein Text soll jedenfalls grammatikalisch korrekt und ohne Tippfehler auf deiner Website landen. Sonst wirkst du nicht professionell. Google erkennt außerdem mittlerweile (Rechtschreib)Fehler und ordnet die Texte entsprechend ein.

1. ‚Sprichst du mit allen, sprichst du mit niemandem’

Ich kann’s dir leider nicht ersparen: Ein bisschen Strategiearbeit muss sein. Du verfolgst mit deiner Website bestimmte Ziele. Darauf richtest du deine Texte inhaltlich aus. Und du willst bestimmte Menschen ansprechen.

Die Aussage ‚Männer und Frauen zwischen 25 und 55.’ mag zwar stimmen, hilft aber nicht weiter. Auch nicht: ‚Frauen zwischen 25 bis 30 in München’. Das ist immer noch zu allgemein. Besser ist, den gemeinsamen emotionalen Nenner der Menschen herauszuarbeiten.

Ein Beispiel: Du bist Beziehungscoach und richtest dein Angebot an junge Frauen.

Spür dich rein: Wo stehen deine Leserinnen gerade? Wo wollen sie hin? Haben sie schon etwas ausprobiert, das nicht funktioniert hat? Wie fühlen sie sich? Vor welchen Hürden stehen sie? Wünsche und Bedürfnisse? Wie geht es ihnen? Je besser du dich in sie hineinversetzt, desto besser beschreibst du ihre Situation und holst sie ab.

Die Frauen haben schon ein paar kurze Beziehungen hinter sich. Sie denken sich, sie geraten immer an die falschen Männer. Sie haben es satt, Single zu sein und wollen die Sache jetzt selbst aktiv in die Hand nehmen. Sie wollen keine langweiligen Dates mehr. Sie fühlen sich bereit für die große Liebe.

Du hast sicher schon so eine Rückmeldung im Offline-Leben bekommen: Eine Freundin bedankte sich, weil du ihr in einer schwierigen Situation die richtigen Worte gesagt hast. Und ihr damit geholfen hast.

Was hast du damals gemacht? Du musstest dich wahrscheinlich nicht lange aktiv in sie hineinversetzen für die passenden Worte. Du wußtest einfach, was sie in dieser speziellen Situation brauchte und was ihr half. Du hast intuitiv die richtigen Worte gefunden. Weil du sie kennst. Das hast du ihr gesagt.

Genauso ist es mit deinen Webtexten.

Okay, deine Zielgruppe kennst du nicht so gut wie deine Freundin. Deshalb musst du dich bewusster hineinversetzen und sie erst kennenlernen'. Und ja, das ist nicht einfach. Für niemanden von uns ;)

Denkst du dir jetzt, ‚Woher weiß ich, was sie lesen wollen? Wie ticken sie?’ Dann rate ich dir, mit deiner Zielgruppe zu sprechen und herauszufinden, was sie denken, fühlen und wünschen. Ja, das ist Recherche-Arbeit. Sie lohnt sich;)

2. Lass deine Persönlichkeit durchblitzen

Aka: ‘Sei du selbst’. Jeder ist einzigartig. Trotzdem wirkt unser Angebot auf den ersten Blick austauschbar, arbeiten wir unsere Besonderheiten nicht heraus. Deshalb ist es bei Einzel- und Kleinunternehmern wichtig, die Persönlichkeit auch bei den Texten durchscheinen zu lassen.

Viele schreiben leider zu förmlich. Sie denken, dass sie damit professionell und kompetent wirken. Das kommt daher, dass wir Texte dieser Art schon x-fach gelesen haben und uns damit sicher fühlen. Mit einem lockeren Spruch aus der Reihe tanzen - das traut sich nicht jeder!

– Was denkst du, aus welcher Branche stammt dieser Text?

‚Bereits seit ... bieten wir Ihnen hochwertige, innovative Lösungen rund um ... in .... Vom ... bis hin zur ... stellen wir Ihnen kompetente Spezialisten für alle Fragen rund um ... und ... zur Seite. Termingerecht, flexibel und zuverlässig realisieren wir Ihr Projekt und sind mit unserer langjährigen Erfahrung und großem Fachwissen für Sie da.’

Dieses Beispiel stammt von einem lokalen Bad- und Sanitärbetrieb, könnte aber genauso gut von einem Küchenausstatter oder einer Beleuchtungsfirma stammen.

Der Text ist nicht falsch. Aber auch langweilig, oder?

Ein Beispiel zur Beschreibung der Küche eines regionalen Hotels in Österreich:

‚Unser Wirt ist mit Leib und Seele Koch. Diese Liebe zum Beruf sowie seine langjährige Erfahrung im In- und Ausland als Küchenchef und nun als selbständiger Gastwirt, spiegeln sich auf unserer Speisekarte wider. In unserer Küche finden Sie Traditionelles ebenso wie Originelles, zubereitet mit qualitätsgeprüften Zutaten. Diese beziehen wir vorwiegend aus der Umgebung und dem eigenen kleinen Kräutergarten.’

Nicht schlecht! Von abgedroschen kann hier keine Rede sein. Weil abwechslungsreich und bildhaft beschrieben. Es geht aber noch individueller, wie du am Beispiel eines anderen Hotels der Region siehst:

‚Wo die Seniorwirtin und ihre Tochter Elisabeth den Kochlöffel schwingen, ist - neben Produkten aus der Region von unseren Bauern, aus dem Garten und dem heimischen Wald - Gaumenfreude drinnen! Der Tag beginnt mit den hausgemachten Marmeladen nach Familienrezepten. Legendär sind bei uns das Lungauer Bratl, Wiener Schnitzel und Kaasnocken - und Mutters Kaiserschmarrn nach Geheimrezept. Jedes der acht Kinder und 13 Enkerl kennt die Rezeptur. Außerhalb der Familie wird allerdings nichts verraten;-)’

Hier blitzt die Persönlichkeit durch. Hier traut sich jemand zu schreiben, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Das ist Authentizität. Der leicht regional gefärbte österreichische Dialekt ist für ‘Auswärtige’ trotzdem verständlich. Schreib ruhig, wie du sprichtst. Nur nicht durchgängig im Dialekt. Und halte die Rechtschreibung ein.

3. Vergiß dich selbst beim Schreiben

Wir Menschen interessieren uns vor allem für uns selbst.

Schreib daher aus der Sicht der Leser.

Schreib nicht von dir (oder euch), vermeide Sätze mit ‘ich’ und ‘wir’ und ‘mir’ und ‘uns’.

Sprich deine Leser direkt an und beschreibe, was sie von deinem Angebot haben. Und nicht, was du für sie tust und wie toll du bist und was du alles kannst.

4. Mehrdimensionale statt flache Texte

Texte werden ‘mehrdimensionaler’, wenn du die Fakten detailliert beschreibst und mit Worten ausmalst. Das läßt Bilder im Kopf deiner Leser auftauchen. Die Texte sind kurzweilig zu lesen und prägen sich besser ein.

Statt:

‚Unsere Region ist bekannt dafür, dass man wunderbar Pilze sammeln kann.’

Nicht falsch und auch nicht schlecht! Es geht aber noch plastischer:

Besser:
‚Nicht umsonst gilt unsere Region als das Eldorado der Schwammerlbrocker. Sie pilgern aus aller Herren Länder zu uns, um stolze Steinpilze und knackige Pfifferlinge in rauen Mengen vorzufinden.’

Statt:

‚In unserem traditionsträchtigen Haus spüren Sie die Geschichte der Region.’

Besser:

‚Jeder Raum erzählt seine eigene Geschichte. Die Grundfesten des Gebäudes datieren um die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus herum. Die weit zurückreichende Geschichte unseres Hauses manifestiert sich im behutsam über die Dekaden und Jahrhunderte zusammengetragenen Inventar. Sie ist somit allgegenwärtig und eine der Grundsäulen des Hotels.’

An den zweiten Text erinnern sich Leser sicher besser. Vor allem, weil der erste Satz öfter zu lesen und damit austauschbar ist. Begründest du die Aussage und schmückst sie aus, steigt die Wahrscheinlichkeit, deine Leser emotional anzusprechen.